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Biotech-Erfolg aus München ermöglicht schnelle Zulassung für Leukämie-Mittel

US-Konzern Amgen kann zukünftig den Wirkstoff Blinatumomab zur Behandlung einer speziellen Form der akuten lymphoblastischen Leukämie einsetzen. Dieses komplizierte Eiweißmolekül zeichnet sich dadurch aus, dass es sich an bestimmte Oberflächenmoleküle von Krebszellen und die Rezeptoren von T-Zellen der Immunabwehr bindet, wodurch beide in direkten Kontakt gebracht werden. T-Zellen sind Teil unseres Immunsystems und dafür zuständig, krankhafte Zellen oder Mikroorganismen abzutöten. Im Moment sucht man noch nach einem Weg, um diese starken Zellen gegen die aggressiven Krebszellen aktivieren zu können. 

Auf Basis klinischer Studien erhielt dieser Wirkstoff, der unter dem Namen Blincyto verkauft werden soll, vergleichsweise schnell die Zulassung durch die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA. Das lag wohl vor allem an der erstaunlich hohen Quote der kompletten Rückbildungen dieser Krebserkrankungen. Jedoch geschah dies nur unter der Auflage, das Amgen längerfristige Überlebensdaten nachreicht. Entwickelt wurde dieses neuartige Medikament weitestgehend von der Münchner Firma Micromet, die Anfang 2012 von dem amerikanischen Konzern aufgekauft worden war. Obwohl die Erträge der erfolgreichen Münchner Forschung ins sonnige Kalifornien fließen werden, kann man sie als positives Zeichen für die hohe Qualität und das vorhandene Potenzial der deutschen Biotech-Branche deuten.

Trotz einer soliden Basis bleiben wirtschaftliche Erfolge bisher leider aus. Auf dem langwierigen und steinigen Weg hin zum Markteintritt bleiben bisher zu viele Firmen entweder auf der Strecke oder werden (meist von ausländischen Pharmakonzernen) übernommen, so wie eben Micromet. Dieses Dilemma ist kein Einzelfall. In den USA herrscht zurzeit ein regelrechter Boom in der Biotechbranche, wovon man hierzulande bisher nur träumen kann. Mit Gewinnen von zweistelligen Milliardenerträgen, die dann in die Forschung reinvestiert werden können, etablieren sich diese Firmen immer mehr zu ernsthaften Konkurrenten der etablierten Pharmahersteller. Die besseren Finanzierungsbedingungen verursachen momentan eine regelrechte Welle von Börsengängen und damit wiederum die Grundlagen für eine neue Erfolgswelle. Dadurch wird sich die Wertschöpfung zugunsten der US-Biotech- und Pharmabranche langsam verlagern.

Stellbrink IP ermahnt an dieser Stelle nachdrücklich trotz der bekanntlich überwiegend schleppend langsamen Produktentwicklungen in die Forschung und Kommerzialisierung der Biopharmazeutik zu investieren. Natürlich brauchen die Geldgeber viel Ausdauer und Risikobereitschaft, aber es zeigt sich in den USA sehr deutlich, dass sich die Ausgaben lohnen. Deutschland darf den Zeitpunkt nicht verpassen, an dem es zu spät ist diesen Sektor für sich zu gewinnen. Politik und Investoren sind deshalb gleichermaßen gefragt ihre Risikoscheu zu überwinden.