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Konvergenz für divergente Trends

Hochgeschwindigkeitszüge erleben Renaissance

Der schnellste Serienzug der Welt, der CRH380A, schafft die 1200 Kilometer lange Strecke Shanghai – Peking in rund fünf Stunden. Vor vier Jahren brauchte man dafür noch mindestens 16 Stunden. Derzeit arbeitet man in China fleißig daran, die Metropolen an das Hochgeschwindigkeitsnetz anzubinden. Bis 2020 sollen die bisher 12.000 Kilometer mindestens verdoppelt werden und in praktisch jeder Stadt mit mehr als 500.000 Einwohnern halten. Dabei kosten die Fahrkarten durchschnittlich halb so viel wie ein Flugticket. Hinzu kommt, dass im Vergleich  zur europäischen und japanischen Konkurrenz die chinesischen Staatskonzerne mit dem Zugang zu wesentlich günstigeren Krediten für einen Kilometer Schiene nur rund die Hälfte bezahlen. Die Schnellzug-Mobilität in China boomt und entwickelt sich zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz für die etablierten Anbieter Siemens, Alstom und Bombardier. Unter anderem Saudi-Arabien und USA haben schon Züge in Auftrag gegeben. Siemens profitiert allerdings bisher noch als Komponentenlieferant. 

Europa ist jedoch nicht untätig. In Spanien und Frankreich werden 2000 Kilometer Bahnstrecke ausgebaut und auch in England ist eine neue Strecke geplant, um innerhalb von zwei Stunden London mit der im Norden gelegenen Stadt Leeds zu verbinden. Auch Russland geht mit dem Trend und will die Strecke Moskau – Peking von sieben auf zwei Tage reduzieren. Selbst die USA planen die 6oo Kilometer von San Francisco nach Los Angeles ab 2029 in weniger als drei Stunden mit dem Schnellzug zu schaffen und weitere Verbindungen an der Ostküste sowie in Texas.

Da möchte man nur den Kopf schütteln, wenn die Deutsche Bahn verlauten lässt, dass keine weiteren Schnellzugstrecken geplant sind und die Züge maximal 249 Kilometer pro Stunden zurücklegen sollen. Der CRH380A kommt momentan auf bis zu 320 Kilometern pro Stunde. Angeblich bedarf es hierzulande zu aufwendiger Genehmigungen der Behörden für schnellere Züge.

Der Milliardär und Gründer von Tesla Motors Elon Musk erkennt den Trend und will eine neue Superschnellbahn, den sogenannten Hyperloop verwirklichen. Mit bis zu 1.200 Kilometern pro Stunde soll dieses Gefährt wie eine Rakete von einem Linearmotor (so wie damals der deutsche Transrapid) angetrieben werden und durch eine weitgehend luftleere Röhre rasen. Dass Musk mittlerweile zwei Start-ups an seiner Seite hat mit mehr als 150 Entwicklern und eine Handvoll Millionäre aus dem Silicon Valley zeigt, dass es sich hier nicht um eine größenwahnsinnige Idee handelt. In Texas wird bald eine Teststrecke gebaut. Es bleibt also spannend abzuwarten, ob Musks Idee, Städte mit Zügen in Flugzeuggeschwindigkeit zu verbinden, die technischen und infrastrukturellen Herausforderungen meistern wird.

Der Prozess der Urbanisierung hat zur Folge, dass bis zum Jahr 2050 rund 75 % der Menschen in Städten leben werden. Dadurch verlängern sich unsere Wege zum Arbeitsplatz oder in der Freizeit. Um die rasant wachsenden Metropolen auch weltweit und umweltfreundlich miteinander zu verbinden, bieten Züge die wohl umweltfreundlichste Möglichkeit.