Innovation & IP Asset Consulting
Konvergenz für divergente Trends

Aufstieg und Fall der deutschen Batterieindustrie

In den siebziger Jahren noch war Deutschland Technologieführer in der Batterieindustrie, die nun weltweit eine Schlüsseltechnologie darstellt und voraussichtlicher noch wichtiger wird. Mit der Zerschlagung des Stromspeicherherstellers Varta und der Einverleibung von Sonnenschein, Hagen Batterie AG und Deta in das amerikanische Unternehmen Exide, hat sich die deutsche Industrie aus dieser Branche zurückgezogen und damit seinen Vorsprung verspielt. Auch wenn das Elektroauto-Modell i3 von BMW ein mustergültiges Beispiel für deutsche Ingenieursfertigkeit darstellt, stammen eines seiner Schlüsselkomponenten, die Lithium-Ionen-Zellen, vom asiatischen Hersteller Samsung. In der Batterieindustrie ist kaum ein deutscher Vertreter mehr zu finden und längst werden in Asien bessere Batterien gefertigt. Auch andere deutsche Autohersteller verbauen in ihren elektrischen Antrieben Zellen aus Japan und Südkorea und fast alle Hightech-Geräte sind mit Akkus aus Asien und den USA versehen.

Traditionsreiche deutsche Batteriekonzerne verspielten ihre Zukunft selbst, indem sie sich zu sicher fühlten und ihre Forschung vernachlässigten. Während in Deutschland sogar Forschungsgelder an den Hochschulen gestrichen wurden, weil man auf die Atomkraft setzte und das Experimentieren mit Speichertechnologien für unnötig hielt, nutzten die Japaner ihre Chance und betätigten sich in der Batterieforschung. In den Siebziger Jahren brachten sie Exemplare auf den Markt, die leistungsfähiger, kompakter und billiger waren. Südkoreanische und chinesische Firmen nahmen sich daran ein Vorbild und kurbelten seitdem die Entwicklung an, nutzen ihre Größenvorteile und positionierten sich allmählich an die Spitze. Aufgrund der Energiewende und höherer Umweltauflagen, erwachte das Interesse an Batterien aufs Neue und man begann wieder vermehrt in die Forschung zu investieren. Der Forschungsbedarf in Deutschland ist momentan immens und dennoch können sich hierzulande Institute nicht auf beständige und ausreichende Fördermittel verlassen. Außerdem mangelt es an einem batteriefertigenden Gewerbe, weshalb sich Forschungsergebnisse nicht in der Praxis erproben lassen. Darunter muss besonders die Autoindustrie leiden.

Bisher haben sich deutsche Autobauer damit begnügt, Batterien aus Übersee zu verbauen, anstatt eigene zu entwickeln und sich aus der Abhängigkeit von asiatischen Lieferanten zu befreien. Dabei ist es von großem Belang, sich eine zweite sichere Bezugsquelle zu verschaffen, selbst wenn die eigene Fertigung vergleichsweise teurer ist, da es sich hier um eine Schlüsselkomponente der mobilen Zukunft handelt und die Zellfertigung systemrelevant für den Automobilbau ist. Umso gravierender ist somit der Verlust der Technologieführerschaft für Deutschland, was auch schon Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel Anfang des Jahres beklagt hat. Er fordert, dass man die Batterietechnik wieder nach Deutschland zurückholen müsse, aber das dürfte sich als problematisch erweisen. Kapazitäten, wie sie vor wenigen Jahrzehnten noch existiert haben, lassen sich nicht einfach wieder aufbauen. Hinzu kommt, dass die Asiaten bereits eine enorme Vormachtstellung innehaben. Laut Erhebungen durch Stellbrink IP werden in jüngster Zeit in Asien viermal so viele Patente für elektrochemische Energiespeicher angemeldet wie in Europa. Viele befürchten, dass in Europa wohl auch künftig keine Massenproduktion von Zellen für Elektroautos oder Produkte aus der Unterhaltungselektronik entwickeln wird. Chancen ließen sich lediglich noch auf Nischenmärkten erschließen.

Dies ist ein Phänomen, welches Stellbrink IP anhand eigener Daten in anderen Bereichen ehemaliger deutscher Ingenieurs-Kompetenzen befürchten muss.