Bereits im Juni wurde an dieser Stelle über das Vorhaben von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel berichtet, bis zum Spätsommer diesen Jahres die Finanzierungsmöglichkeiten für Start-ups zu erleichtern. Nun wird zwar nicht ausgeschlossen, dass die Börse in Zukunft ein neues Segment für Wachstumsunternehmen eröffnet, jedoch nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Das gab heute Cord Gebhard, Leiter des Primärmarktgeschäfts der Börse, bekannt. Ebenso wie die Start-ups selbst bedauert Stellbrink IP diese Entscheidung sehr.

Florian Nöll, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Bundesverbands Deutsche Start-ups, warnt davor, dass die Firmen nun an die Nasdaq nach New York abwandern und kritisiert die vertane Chance der Börse. Aufstrebenden Technologiefirmen könnte ein wiederbelebter Markt mehr Kapital verschaffen. 

Junge, moderne, kreative Unternehmer kommen meist nur schwer an benötigtes Kapital und auch an der Anschlussfinanzierung mangelt es immer noch. Der Anteil des Bruttoinlandsprodukts für Start-ups und Wagniskapital ist bislang vergleichsweise gering. Ein Börsengang stellt eine echte Alternative dar, um die Rahmenbedingungen für Geldgeber zu verbessern und einen möglichen Verkauf zu vermeiden. Somit steigt die Chance, dass der Konzern nicht samt seinen Mitarbeitern ins Ausland abwandert. Anleger verbinden mit dem neuen Markt jedoch schlechte Erfahrungen. 1997 gab es bereits ein solches Segment, das 2003 nach einer Skandalserie und einem enormen Kursrutsch wieder geschlossen werden musste. Hinzu kommt, dass die letzten Tech-Börsengänge wenig erfolgreich waren. Schuhversender Zalando nahm rund 500 Millionen Euro ein, bei Rocket Internet waren es sogar 1,4 Milliarden Euro. Dennoch fielen die Kurse längere Zeit unter ihren Ausgabepreis trotz massiver Stützkäufe der begleitenden Banken. Für die Deutsche Börse ergibt sich daraus ein Dilemma, denn auch der Druck der Politik wächst: ihr Auftrag ist es, als Marktplatz zu fungieren bzw. den Dialog zwischen Unternehmern und Investoren herzustellen.